Jahresrückblick 2024
Liebe Freunde des Gemeinschaftlichen Wohnens,
das Jahr neigt sich dem Ende zu, und so beugen auch wir uns der Tradition und halten Rückschau. Viel Spaß beim Lesen, und Danke an alle die bei den Veranstaltungen dabei waren!
Allen Anfang nimmt es im Februar bei einem Treffen mit Freunden, denen die Wohnungen zu klein werden, da aus Paaren kleine Familien geworden sind. Gleichzeitig haben viele von uns ihre Studienzeit in WGs gelebt, das gemeinschaftliche Leben genossen und wollen daher auch in Zukunft nicht isoliert leben. Aus dem Treffen wird durch eine hervorragende Vorbereitung der Gastgeber:innen ein Workshop, bei dem wir unsere Wohnvorstellungen kartographieren.
Bei diesem ersten Treffen steht schon ein Inserat aus einem der Immobilienportale im Raum - die Wittelsbacher Str. 7. Unter dem Druck der drängende Abgabefrist Mitte März stricken wir in einer tour de force ein Konzept und geben es gerade rechtzeitig noch ab. Eine erste Projektgruppe formiert sich unter dem Arbeitsnamen Demosios, mit dem Ziel eine Genossenschaft zu gründen.
Während wir auf die Entscheidung des Bistums zur Vergabe der Wittelsbacher Str. warten, werden uns einige Dinge klar:
- trotz regem Interesse an unserem Konzept für die Wittelsbacher Str. sind wir noch zu wenige, um es umsetzen zu können
- es gibt in Regensburg durchaus Menschen, die sich für gemeinschaftliches Wohnen begeistern, und die meisten organisieren sich in kleinen Gruppen - die allerdings gegenseitig nichts voneinander wissen
- um eine Genossenschaft zu gründen fehlt uns noch Wissen
Daher rufen wir im April diese Webseite ins Leben und verstehen sie seither als Plattform, um Menschen in Regensburg mit Interesse am gemeinschaftlichen Wohnen zu vernetzen - in der Hoffnung, dass daraus Projektgruppen und schließlich gemeinsames Wohnen entsteht. Weiterhin besuchen Lisa, Julius und ich einen dreitägigen Workshop der Stiftung trias in Kassel, der uns von dem Wirtschaftlichkeitsplan über organisatorische und rechtliche Aspekte über Fördermöglichkeiten bis hin zum Satzungsentwurf führt und einen umfassenden Einblick in die Aufgaben erlaubt, die vor uns liegen. Diese regelmäßig stattfindende, gut organisierte Veranstaltung können wir besten Gewissens weiterempfehlen.
Im Mai haben wir - zusammen mit den Architects 4 Future, dem Mietshäusersyndikat und Petra, die sich für gemeinschaftliches Leben im Alter einsetzt - unseren ersten öffentlichen Stand auf der Nachhaltigkeitsmeile am Donaumarkt und versuchen dort Menschen über das gemeinschaftliche Wohnen zu informieren und Gründungsmitglieder für Demosios zu finden.
Im Juni veranstalten wir den ersten Stammtisch in der Prinz-Leopold-Kaserne, der einen lockeren Austausch Gleichgesinnter ermöglichen soll. Diese regelmäßige Sommerveranstaltung wurde für die folgenden Male aufgrund der besseren Erreichbarkeit in den Stadtpark verlegt. Weiterhin besuchen wir im Rahmen des Tags der offenen Wohnprojekte drei Genossenschaften in München und bekommen aus erster Hand Einblicke in vier Projekte. Unser Bericht darüber hat es sogar in den Newsletter der mitbauzentrale München geschafft! 🎉
An einem knallheißen Wochenende im Juli haben wir unseren ersten eigenen Stand auf dem Brückenfest Reinhausen. Obwohl die große Asphaltfläche der Brücke einer Kochplatte gleichkommt, finden Interessierte zu uns, darunter Jürgen Mistol, MdL (Grüne). Für die dringend notwendige Abkühlung zwischendrin sorgt der nahe Regen oder ein Radler zwischendurch. Soweit ich weiß war unser Stand im Übrigen der einzige, der CO2-neutral per Lastenrad und Anhänger aufgebaut wurde. 🚲
Im August treffen wir uns zu unserem ersten Netzwerktreffen im M26. Mit diesem regelmäßigen Treffen jeden ersten Dienstag im Monat um 18 Uhr schaffen wir einen Vernetzungspunkt in Regensburg und bieten die Möglichkeit zum Kennenlernen und Austausch. Leider bekommen wir auch die Absage des Bistums auf die Wittelsbacher Str. 7. Allerdings hat auch keine der anderen Gruppen mit einer sozialen Idee den Zuschlag erhalten (zwei Genossenschaften und das Mietshäusersyndikat). Bis heute hüllt sich das Bistum in Schweigen, wer den Zuschlag erhalten hat.
Neben der Wittelsbacher Str. 7 hat sich eine andere Projektmöglichkeit aufgetan: in der Liebigstraße, die direkt hinter dem Gleisdreieck und an der ersten Hauptradroute Regensburgs, der rr05, liegt. Das Grundstück ist bezahlbar, mit gut 3000 Quadratmeter ausreichend groß, eine genehmigte Bebauungsvoranfrage liegt vor und der Andrang darauf ist überschaubar. Leider müssen wir es nach intensiver Planung und auch externer Beratung im September aufgeben, weil die Kerngruppe nur noch aus vier Parteien besteht und damit zu klein für das Vorhaben war. Interessanterweise sieht das Städtebauliches Entwicklungskonzept Innerer Südosten genau in dieser Straße ein derartiges Projekt vor - leider nur als Wunschvorstellung und ohne maßgebliche Unterstützung.
Zusammen mit den Architects 4 Future, bauwärts und dem Architekturkreis organisieren wir im Oktober die 2. Baukulturtage im M26, eine mehrtägige Veranstaltung mit dem Schwerpunkt gemeinschaftliches Wohnen. Unter den hochkarätigen Sprecher:innen finden sich Prof. Boucsein von der TUM, Nathalie Schaller von der mitbauzentrale München, Michael Kroll von der Genossenschaft raumFair und Konstantin Bauch vom afa & Institut für Sozialplanung München. Seitens der Stadt Regensburg stellte Tanja Flemmig das Neubaugebiet Keilberg vor und Tobias Ruf berichtete über den Stand auf der Prinz-Leopold-Kaserne. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine Podiumsdiskussion über Genossenschaften (Anette Fischer, W.I.R., Michael Kroll raumFair) und Baugenossenschaften (Leben im Aureliaweg, Burgweinting) sowie einen Film über das Projekt wagnis 4 in München.
Der November bringt Regensburg die 1. Wohnbaukonferenz, ein Format, bei dem alle am Wohnbau beteiligten Akteure zusammenfinden und miteinander ins Gespräch kommen sollen. Unter den ins Degginger Eingeladenen sind auch wir - das verbuchen wir als vollen Erfolg dafür, dass wir mittlerweile für die Stadt sichtbar geworden sind 💪. Neben dem Leiter des Referats Experimenteller Wohnungsbau im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr und dem Leiter der Bewilligungsstelle Wohnraumförderung an der Regierung der Oberpfalz sind auch Architekten aus Freising, Berlin und Wien unter den Vortragenden. Vor allem an den Projektbeispielen aus Wien kann man sehen, welch innovativer und lebenswerter Wohnraum in Genossenschaften entstehen kann.
Am 2. Dezember schließlich finden sich 14 Gründungsmitglieder bei unserem Netzwerktreffen im M26 ein, um den Verein Gemeinschaftlich Wohnen Regensburg zu gründen und unser Anliegen zu stärken und ein offizielles Gewandt zu geben.
Ich wünsche euch allen eine schöne Weihnachtszeit, einen guten Start ins neue Jahr und uns allen Tatendrang & hoffentlich den Start eines ersten Projekts im neuen Jahr!
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— Benedikt